Die Tatsache, dass jeder Mensch ein Kind seiner Zeit und seiner Umwelt ist, lässt ihn schnell mal vergessen, dass zu anderen Zeiten und auf anderen Erdteilen gänzlich andere Schönheitsideale gelten und galten als das bei uns weit verbreitete Ideal einer schier unvergänglichen Jugend. In ihrem sehr lesenswerten Artikel stellt Dr. Liane Vorwerk-Gundermann einige außergewöhnliche und bizarr erscheinende Schönheitsideale vor und stellt uns u.a. gänzlich ungewohnte Formen der
Lippenkorrektur und
Halsstraffung vor, gegen die sich die modernen Verfahren der
Schonheits-Operation wie ein Sonntagsspaziergang ausnehmen.
Im Japan des neunten bis zwölften Jahrhunderts begann sich die japanische Oberschicht mit einer Mixtur aus in Wein oxidiertem Eisen die Zähne schwarz zu färben, was nicht nur als schön galt, sondern auch die Geschlechtsreife von Mädchen symbolisierte.
Tellerlippen, wie sie in einigen Stämmen Afrikas durch Dehnung der Unterlippe mittels einer Scheibe erzeugt werden, treiben Ansehen und Brautpreis in die Höhe und lange Hälse unter einer kiloschweren Metallspirale gelten in Myanmar als erstrebenswert.
Einer weit schmerzvolleren Prozedur mussten sich kleine Mädchen in China vom 10. bis in das letzte Jahrhundert hinein unterziehen: durch Brechen und Bandagieren der Füße wurde der sogenannte "Lotosfuß" erkrüppelt. Füße, die zwar (im Gegensatz zu den "Lotosfüßen" auf unserem Artikelfoto) zum Laufen kaum noch zu gebrauchen waren, aber als schön galten und das Ansehen der später Erwachsenen erheblich steigerten.