Eintrag vom 28.06.2015
Wer
Botox in die Muskeln der unteren Stirnregion gespritzt bekommt, sieht hinterher meist nicht nur freundlicher aus, sondern fühlt sich auch besser. Zumindest, wenn er oder sie sich vorher sehr schlecht fühlte. Das ergab eine Studie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Die Versuchsteilnehmenr waren Patienten, bei denen Antidepressiva bisher gar nicht oder nicht im ausrechendem Maße angeschlagen hatten.
In einer 16-wöchigen Beobachtungszeit, in der eine Placebo-Vergleichsgruppe mit den Probanden verglichen wurde, die Botox injiziert bekamen, verbesserten sich die Depressionen bereits nach zwei Wochen merklich. Nach sechs Wochen waren 60 % der Botox-Gruppe nur noch halb so depressiv wie vorher. Der positive trend hielt bis zum Ende der Studie an. In der vergleichsgruppe gab es nur geringfügige Erleichterung der Symptome, wie gedrückte Stimmung, verminderter Antrieb und Freudlosigkeit.
Grundlage der Annahme, dass
Botox Depressionen lindern kann, ist die Facial-Feedback-Theorie, derzufolge nicht nur die Stimmung die Mimik beeinflusst, sondern auch die Mimik rückwirkt auf die Stimmung. Es kommt zu einer wechselseitigen Verstärkung von Emotionen und Muskelaktivität. Emotionen wie Ärger, Angst und Traurigkeit aktivieren vor allem die Muskeln in der unteren und mittleren Stirnregion. Forscher vermuten, dass diese Muskelaktivität die Stimmung der depressiven Pateienten mit aufrecht erhält. Wird der Teufelskreis der gegenseitigen Verstärkung unterbrochen, so die berechtigte Hoffnung, könne sich die unbesorgte Miene auf die Stimmung auswirken.
Die genaueren Mechanismen werden noch untersucht, aber es ist zu hoffen, dass die Botox-Behandlung, die nebenwirkungsarm, sicher und ökonomisch ist, bald allgemeinen Einzug nicht nur in die
Faltenbehandlung, sondern darüber hinaus auch in die Depressionsbehandlung hält.
Quelle:
deutsche-apothekerzeitung-de