Eintrag vom 15.02.2015
In Großbritannien erkranken Studien zufolge immer mehr Mädchen schon ab sechs Jahren an Essstörungen. Grund dafür ist oftmals ein Schönheits- Schlankheits- und Weiblichkeits-Ideal, das überall in den Medien transportiert und in besonders perfider Form in einem Online-Spiel perfektioniert wird. In diesem Spiel wird die Figur der Spielerin mit allen klischeehaften Tussi-Attributen versehen, die man sich nur vorstellen kann. "Miss Bimbo" nennt sich das Spiel und es ist, obwohl seit Jahren schon heftig dafür kritisiert, nach wie vor dazu gemacht, Mädchen dazu zu animieren, sich auf eine Tussi (= Bimbo in der englischen Umgangssprache) zu reduzieren, die Ihren Selbstwert vor allem durch Diätpillen, Schönheits-Operationen und durch Aufreißen von Männern zu steigern versucht.
Zu Beginn des Spiels bekommt die Spielerin eine Rohfassung ihrer Miss Bimbo gestellt: 168 groß, 58 kg schwer. Mit mit einem IQ von 70 ist sie zwar unterdurchschnittlich intelligent, null cool, aber zu 99% glücklich.
Für sich selbst sorgen kann Miss Bimbo so nicht, dazu muss sie sich erst einmal gehörig "optimieren". Generell ist sie angewiesen auf Männer, die sie aushalten. Damit sie diese an Land zieht, muss sie Coolness-Puinkte sammeln. Nebenher beschäftigt sie sich mit so unglaublich wichtigen Dingen wie Einkaufen, Handtasche aufräumen, Sudoku spielen, einen Psychologen besuchen etc.,
Brustvergrößerungen und
Gesichts-OPs sind einige der Highlights im Bimbo-Land.
Problematisch ist diese Art, sich selbst durch die Brille einer Welt zu betrachten, die eine vermeintliche Schönheit und Konsum als oberste Ideale feiert allemal. Und zu allem Überfluss wird auch noch ein entwertendes Rollenbild transportiert. Für all das sind natürlich kleine Mädchen auf der Suche nach Identität und Orientierung besonders anfällig und das verleiht diesem Spiel einen unübersehbar zynischen Charakter, wie Irene Helmes von der Süddeutschen Zeitung bemerkt:
" Die Art und Weise, wie "Miss Bimbo" - ausdrücklich für kleine Mädchen konzipiert - magere Maße und hemmungslosen Konsum zum erstrebenswerten Zustand macht, ist doch frappierend, denn Face-Lifts und und Brustvergrößerungen für die wohlbemerkt bereits makellose virtuelle Puppe, die der Spielerin zu Anfang in Obhut gegeben wird, bleiben nicht einmal vage Möglichkeiten, sondern werden mit maximalen Coolness-Punkten als uneinholbar beste Strategie gefeiert."
Quelle:
sueddeutsche.deBildquelle: © iconogenic - Fotolia.com