Eintrag vom 25.04.2015
Wenn es darum geht, was Menschen an anderen schön finden, lässt sich ganz allgemein und kulturübergreifend feststellen: als schön gilt ein Mensch, der sich von der Masse dadurch abhebt, dass er durch sein Äußeres einen bestimmten Status und bestimmte Eigenschaften demonstriert, die in der Gesellschaft als erstrebenswert und bewunderungswürdig gelten – man stellt „etwas Besonderes“ dar, im positiven Sinne, versteht sich.
Einen besonders weitreichenden Einfluss auf die Schönheitsideale vieler Kulturen hat immer noch die westliche Gesellschaft. Welche teils gegensätzlichen Auswirkungen dieser Einfluss ganz konkret haben kann, lässt sich besonders gut an einem Beispiel zeigen, nämlich an dem Busen-Ideal der Brasilianerinnen im Wandel der Zeit.
Unter brasilianischen Frauen galt es lange als schön,
kleine Brüste zu haben. Große Brüste verwiesen auf die ethnische Herkunft und waren damit Ausdruck der Zugehörigkeit zur ärmeren Bevölkerungsschicht. Die weiße Bevölkerungsschicht gab sich dementsprechend betont kleinbusig.
Ganz anders war und ist es in den USA: hier schämt man sich bekanntlich nicht, Patient beim Schönheitschirurgen gewesen zu sein, denn leisten kann sich sowas schließlich nicht jede. Und so trägt die US-amerikanische Frau ihre
vergrößerte Brustgern als Symbol für den Wohlstand vor sich her.
Dies wurden natürlich auch die Brasilianerinnen gewahr und lassen sich heutzutage die Brüste eher vergrößern als verkleinern – nicht, weil sie sich damit ihren von Natur aus vielleicht üppiger ausgestatteten Landsleuten anpassen wollten, sondern wiederum mit Blick auf die westlichen Maßstäbe.
Quelle:
sueddeutsche.de