Mal wieder beschäftigen sich die Herren im Vatikan mit Dingen, wovon sie wahrscheinlich eher wenig Ahnung haben. Aber sind wir die Anti-Verhütungs-Kampagnen mittlerweile mehr als gewohnt, mutet der neue Feldzug doch einigermaßen befremdlich an: Mit Nancy Brilli, einer Dame, deren
keinerlei Hehl aus der Veränderungsfreude seiner attraktiven Trägerin machen, wirbt die katholische Kirche im italienischen Fernsehen gegen
und für die Beschäftigung mit "weiblichen Kulturen" - was so viel bedeutet wie das Interesse an einem "spezifisch weiblichen Blick auf die Welt".
Im Zuge dieser Kampagne setzten einige Vertreterinnen der weiblichen Kulturen ein Schreiben auf, in welchem
Schönheitsoperationen als "Burka aus Fleisch" bezeichnet werden. Hier spielt die Kampagne mit der bei uns weit verbreiteten Bedeutung der Burka als Ausdruck und Instrument der Unterdrückung der Frau schlechthin.
Aber nicht nur, dass dieser Vergleich wenig Feingefühl im Hinblick auf manche "muslimische Kulturen" beweist, sondern er ist natürlich auch ungerechtfertigt hinsichtlich der Frauen, die ohne jeglichen patriarchalen oder sonstwie gesellschaftlichen Zwang eine
Schönheits-OP vornehmen lassen wollen - und wir wissen aus eigener Erfahrung, dass das der allergrößte Teil derjenigen ist, die einen plastischen Chirurgen aufsuchen. Diese geraten in der Kampagne als Opfer gesellschaftlichen Zwangs in den Blick - eine Zuschreibung, die sie sicherlich entschieden von sich weisen würden.
Da kann man sich nur ebenso freuen wie wundern, dass die PR-Abteilung des Vatikans mit Frau Brilli ausgerechnet auf die Lebensgefährtin eines Schönheitschirurgen als Werbeträgerin verfallen ist, gibt sie doch zu bedenken: "Wenn jemand sich nach der Operation besser fühlt, verstehe ich nicht, wo der Schaden sein soll."
Verstehen wir auch nicht.
Quelle:
spiegel.deBildquelle: